Wahlpflichtkurs – wir stecken im Dilemma zwischen Wahl & Pflicht. Lange versuchen wir herauszufinden, was wir uns mit den Teilnehmer*innen zum Thema machen können. Dazu treffen wir uns nachmittags, außerhalb der Schule, im Projektraum der Schlesi 27. Wir unternehmen verschiede Versuche künstlerischen Handelns, besuchen Ausstellungen, Eröffnungen und gehen ins Atelier. Meistens kommt es irgendwann zu der Frage nach dem Sinn und Unsinn von Kunst.

Ein freigewählter Kunstkurs mit Anwesenheitspflicht. Die Abwesenheitserläuterungen reichen weit, von Kieferorthopädiebesuchen bis zum Gerichtstermin. Unter dem Vorzeichen der Selbstermächtigung zu arbeiten, heißt eben auch: aushalten wenn eine*r lieber zur Zahnärzt*in geht. An 15 Terminen waren wir einmal vollzählig und zweimal kam niemand in die Schlesi 27. Frustration. Die Suche nach Begründungen beschäftigt uns zunehmend. Ein Anhaltspunkt für uns ist, dass wir manchmal zu schnell zu viel wollten. Ungewohnte Prozesse & Orte zu etablieren braucht Zeit & Geduld, behutsam Überforderungen zu platzieren ist herausfordernd. Manchmal ist es uns gelungen, zum Beispiel kurz bevor ein Teilnehmer nach anfänglichem Zögern doch die bloße Hand in die nasse Farbe legt. Die guten Momente wenn jemand feststellt, dass es viel angenehmer ist „gemeinsam behindert“ zu sein. Oder wir bei Erwin Wurm in einem Pullover stecken.

Wir ringen kontinuierlich um unsere Beziehungen. Dabei ist es unsere Verantwortung, den gemeinsamen Raum so zu gestalten, dass die Teilnehmer*innen sich möglichst angenommen und aufgehoben fühlen können, denn erst dann kann man sich auf das Wagnis künstlerischer Arbeit einlassen: try and error.

Für unsere weitere Arbeit im Wahlpflichtkurs II stellen sich folgende Fragen: Ist es zu schaffen, das Teilnehmer*innen im Zwangsraum Schule freiwillig zu uns kommen wollen? Müssen wir die Strukturen der Institution bedienen? Wie können wir sie nutzen?

→ In Kooperation mit Schlesi 27 & Regina Liepe, Lehrer*in am OSZ Handel 1