Kunst und Bildung
Kunstkomplizenschaft wurde 2013 von Birte Trabert und Lukas Oertel gegründet, um Kunstprojekte an Schulen, Universitäten, Museen und in Workshops durchzuführen. Die Grundlinie an der wir uns in Bezug auf die gemeinsame Arbeit treffen, ist die Erkenntnis, dass die Wirkmächtigkeit der Kunst heute in ihren Prozessen zu finden ist, weniger in ihren Werken. Da wir permanent erleben, dass Beuys “Soziale Plastik” nicht einfach nur irgendeine Idee, sondern eine lebbare Tatsache ist, ist die Konsequenz an Schulen und mit Menschen künstlerisch zu arbeiten eine logische. Unserer Ansicht nach, darf Kunst keine elitäre, bildungsbürgerliche Veranstaltung in Gymnasien, Galerien und fernen Kunstszenen sein. Daraus ergibt es sich nicht Zufällig, dass wir vorrangig an Sekundarschulen in Berlin arbeiten, denen nachgesagt wird im Brennpunkt zu stehen.
„…und das nennen Sie Kunst?“ fragte ein gelangweilter 15 Jähriger.
Schule, ein Spielfeld das in erster Linie von Normen und Regeln beherrscht wird. Ist gleichzeitig, seit Jahrhunderten, ebenfalls der Ort dagegen aufzubegehren. Wir machen uns zu Kompliz*innen derer die produktiv Widerstand leisten möchten, ob Schüler- oder Lehrerinnen, mit künstlerischen Methoden gegen die totale Anpassung. Dabei experimentieren wir in Laborsituationen mit Diversität, Differenz und Reflexion. Das, was in der Schule oft als „Störfaktor“ sanktioniert wird, bildet für uns Rohmaterial künstlerischer Forschung und Produktion. Dabei stellen wir uns der Herausforderung Bestehendes stetig zu befragen, ohne selbst die Antworten zu kennen. WIESO, WESHALB, WARUM wer nicht fragt bleibt dumm.
Wir betreiben KUNSTPRAXIS in Form einer ständigen Performance als „Die Künstler*innen“. Der aufgebrachte, vormals gelangweilte, 15 Jährige ruft uns mit hochrotem Kopf entgegen:
„Können sie nicht irgendwas an dieser Schule in Ruhe lassen?“ Seine Kamerad*innen rufen ihn zur Ordnung. Wir reiben uns – bis Wärme entsteht. Dabei begleitet uns die große Frage, kann Bildung als institutionalisierter Zwang, trotz des ‚is mir egal‘ Songs, erfolgreich sein? Uns scheint dieser Slogan vielmehr ein Notnagel derer, die sich ausgeschlossen fühlen von guter Bildung.
Wie kann der Zwangsraum Schule, Freiheit ermöglichen? Wieviel Freiwilligkeit braucht Berliner Bildung in Anbetracht zunehmender Diversität? Nicht trotz, sondern wegen der Vielfalt!
Zentrale Elemente unserer Arbeit sind, das irritierend-performative der Kunst, mit dem haptisch-genußvollen des Plastischen und dem biografisch-narrativen des Theaters, in Berührung zu bringen und so temporäre Komplizenschaften mit allen Akteur*innen einzugehen. Für all jene, die die Lust auf ein gemeinsames Ziel teilen.